Geschichte

Die Geschichte des Steirischen Heimatwerks in der Grazer Sporgasse, das heute alle Bereiche vom Kunsthandwerk über steirische Trachten bis hin zu hauseigenen Schneidereien vereint, geht bis ins Jahr 1917 zurück. Sie ist eng mit jener des Volkskundemuseums in der Grazer Paulustorgasse (gegründet 1913) verknüpft, hat sich das Heimatwerk doch aus diesem heraus entwickelt und war bis 1979 im Nebengebäude des Museums untergebracht.

Anfänge & Wurzeln

Viktor Geramb (1884-1958), Gründer des Steirischen Volkskundemuseums, richtete im Jahr 1917 in den Räumlichkeiten des Museums  in der Vorweihnachtszeit eine „Volkskundliche Verkaufsstelle“ ein. Mit dieser Initiative verfolgte er zwei Ziele: Zum einen sah er darin die Verwirklichung seiner volksbildnerischen Idee „Nachahmungen von im Museum vorhandenen Originalen steirischer Volkskunst“ herstellen zu lassen und zu verbreiten. Zum anderen sollte das Erzeugen dieser Produkte verwundeten Soldaten zu einem Nebenverdienst verhelfen bzw. in späterer Folge das bäuerliche Hausgewerbe fördern. In Invalidenschulen wurden daher ab 1917 im Auftrag des Museums Hinterglasbilder, bemalte Dosen und Schachteln, geschnitzte Kassetten, Handtuchhalter, Brotmesser, Buttermodeln, schmiedeeiserne Leuchter etc. nach Vorlagen des Museums in großer Menge für den Verkauf angefertigt. So konnte den Invaliden eine „reiche Beschäftigung mit guter bodenständiger Volkskunst und ein hübscher Nebenverdienst und den Käufern eine Auswahl guter, geschmackvoller und vor allem echter heimischer Andenken gewährt werden.“
(Vgl. 105. und 106. Jahresbericht, Joanneum, über die Jahre 1916 u. 1917, Graz 1918, 56 f.)

Eröffnung des Steirischen Heimatwerks

In den 1930er-Jahren sind die Räumlichkeiten des Volkskundemuseums für die umfassenden volkskundlichen Sammlungen und volksbildnerischen Tätigkeiten Viktor Gerambs zu klein geworden und so plante Geramb, das Museum durch Zubauten zu erweitern. Im ersten Schritt seines Ausbauplanes war der Bau eines sogenannten »Verkaufsstöckels« mit den dazugehörigen Lager- und Schauräumen neben dem Museum geplant. Zur Verwirklichung dieses Planes erwirkte Geramb in den Jahren 1933 und 1934 je eine steirische Spendensammlung, die damals 16.000 Schilling einbrachten und die Errichtung des Stöckls ermöglichten. Die feierliche Eröffnung fand schließlich am 7. Juli 1934 statt und die Verkaufsstelle trug nunmehr den Namen »Steirisches Heimatwerk«. Es war das erste Heimatwerk in Österreich und Vorbild für die späteren Gründungen in allen Bundesländern.

Aufschwung & Erweiterung

Im Jahr 1974 begann in der Steiermark eine Welle der Trachtenerneuerung, die von Gundl Holaubek-Lawatsch, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Volkskundemuseums, und von Heimatwerk-Schneidermeisterin Barbara Koprivnik nähtechnisch umgesetzt wurde. Die steiermarkweite Begeisterung für Trachten wirkte sich auch auf die Kunden- und Verkaufszahlen des Steirischen Heimatwerkes aus, sodass nun eine schon lang ersehnte Filiale in zentraler Lage (Sackstraße, 1976) sowie eine Übersiedelung in wesentlich größere Räumlichkeiten in der Paulustorgasse 4 (1979)  endlich realisiert werden konnten.

Verkaufsraum_Paulustorgasse1

Neupositionierung

Die Jahrtausendwende führte auch das Stei­rische Heimatwerk in ein neues Zeitalter. Im Jahr 2007 wurde hierzu vom damaligen Landeshauptmann-Stv. und Volkskultur­referenten Hermann Schützenhöfer eine organisatorische und örtliche Umstrukturie­rung eingeleitet: Es erfolgte die Übersiedelung in die Sporgasse 23 und Auflösung der bisherigen Geschäftsräumlichkeiten in der Paulustor- und Herrengasse sowie der Schneiderei in der Pau­lustorgasse. Zugleich wurde die Volkskultur Steiermark GmbH gegründet und das Steirische Heimat­werk, das bislang als Wirtschaftsbetrieb des Landes Steiermark geführt wurde, in diese neue Gesellschaft eingegliedert. Somit erstrahlt das Steirische Heimatwerk seit dem Jahr 2008 an seinem neu­en Standort in der Sporgasse 23 in einem zeitgemäßen und anspre­chenden Erscheinungsbild.

Tradition aus Leidenschaft

Heute sind maßgefertigte Frauen- und Männertrachten aus den hauseigenen Schneidereien und regionales Kunsthandwerk die Kernkompetenzen des Steirischen Heimatwerks. Auf Basis seiner Firmenphilosophie, die überlieferte Handwerkskunst, regionale Wertschöpfung und die Weitergabe spezifischer handwerklicher Fertigkeiten in den Mittelpunkt stellt, bietet das Steirische Heimatwerk qualitätsvolle Produkte aus heimischer Erzeugung an. Mit einer Offenheit gegenüber zeitgemäßen Interpretationen und einem innovativen Umgang mit überlieferten Elementen bleibt das Unternehmen mit Geschichte stets lebendig.

TIPP


TRADITION AM PULS DER ZEIT

100 Jahre: Von der "Volkskundlichen Verkaufsstelle" zum "Steirischen Heimatwerk"

Volkskultur Steiermark (Hg.), 2017

Jubiläumsmagazin, 108 Seiten, Softcover

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